Seminarbericht

Die Oberflächen dielektrischer Materialien wie Kalkspat oder Alkalihalogenide spielen für eine Vielzahl von Prozessen in der Natur und in industriellen Anwendungen eine wichtige Rolle. Dabei sind oft Abscheidungs- und Adsorptionsprozesse relevant, die Gegenstand der Oberflächenforschung sind. Seit kurzem ist auch die Dynamik und Strukturbildung großer organischer Moleküle auf diesen Oberflächen in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Dünne Schichten und Filme organischer Moleküle spielen eine Rolle in der Biomineralisation und der Geochemie und besitzen vielversprechende Anwendungen in der molekularen Elektronik. Während die Strukturbildung organischer Moleküle auf den Oberflächen von Metallen in der Vergangenheit bereits sehr intensiv untersucht worden ist, sind vergleichbare Studien für dielektrische Oberflächen nach wie vor Neuland. Dies liegt unter anderem daran, dass viele traditionelle Methoden der Oberflächenforschung elektrisch leitende Proben voraussetzen und erst neuere methodische Entwicklungen, z.B. in der Rastersondenmikroskopie, dieses Gebiet erschlossen haben. Im Fokus dieses Seminars, das vom 25. bis 28. Februar in Bad Honnef stattfand, stand daher die Frage, welchen Einfluss die andersartige Bindung organischer Moleküle an Dielektrika im Vergleich zu Metallen auf die Dynamik und Strukturbildung hat.

In konstruktiver Atmosphäre wurde intensiv diskutiert über Untersuchungen zur Adsorption, Desorption und Diffusion von einzelnen Molekülen auf dielektrischen Oberflächen sowie über Selbstorganisation und Oberflächenreaktionen. Da auch die erwähnte Weiterentwicklung von Methoden entscheidend zum wissenschaftlichen Fortschritt in dem Feld beiträgt, wurden in einem der drei Themenschwerpunkte experimentelle wie theoretische Methoden ausführlich diskutiert. Die ausgezeichnete Organisation im Physikzentrum sowie die anregende Atmosphäre trugen zum Gelingen des Seminars ebenso bei wie die lebhafte Beteiligung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Besonders erfreulich waren auch die hohe Qualität der Posterpräsentationen und die vielen anregenden Gespräche, die bis tief in die Nacht im Lichtenberg-Keller geführt wurden. Unser besonderer Dank gilt der WE-Heraeus-Stiftung für die hervorragende Organisation und die großzügige finanzielle Unterstützung des Seminars!

Prof. Dr. Angelika Kühnle, Universität Bielefeld

Prof. Dr. Moritz Sokolowski, Universität Bonn