Seminarbericht

Die Quantenchromodynamik (QCD) ist die Quantenfeldtheorie der starken Wechselwirkung. Zwei Eigenschaften der QCD sind wesentlich zum Verständnis und zur Beschreibung der mikroskopischen Eigenschaften stark wechselwirkender Materie: die dynamische chirale Symmetriebrechung und das Confinement der Quarks. Ersteres ist verantwortlich für einen Großteil der Masse aller uns umgebenden Materie, letzteres für den Einschluss der Quarks in den Hadronen, z.B. den Protonen und Neutronen des Atomkerns. Damit verknüpft sind Fragen nach der inneren Struktur der Hadronen sowie die Eigenschaften stark wechselwirkender Materie bei hohen Temperaturen und Dichten, etwa in der Frühphase der Entstehung des Universums.

Die nicht-störungstheoretische Natur der starken Wechselwirkung bei kleinen Energien erfordert ein Zusammenspiel verschiedener Zugänge, wie etwa der Gitter-QCD, effektiver Feldtheorien oder funktionaler Methoden, um eine Brücke zu schlagen zwischen den fundamentalen Eigenschaften der Theorie, welche z.B. in Korrelationsfunktionen eincodiert sind, und den phänomenologischen Auswirkungen in Form von observablen Größen.

Dieser Brückenschlag war das zentrale Thema des 666. WE-Heraeus-Seminars, das vom 3. bis 6. April 2018 im Physikzentrum Bad Honnef stattfand. Die 59 Teilnehmer aus 13 Ländern, darunter Brasilien, China, Japan, Mexiko, USA sowie mehrere europäische Länder, diskutierten die dabei auftretenden Probleme in der theoretischen Beschreibung sowie der experimentellen Anwendung der QCD intensiv und konstruktiv kontrovers.

Das Vortragsprogramm bestand zum einen aus eingeladenen Vorträgen, zum anderen aus einer großen Anzahl von ausgewählten Teilnehmervorträgen insbesondere auch von jungen Wissenschaftlern. Aus den zahlreichen präsentierten Postern wählte eine Jury internationaler Kollegen drei herausragende Präsentationen zur Prämierung aus. Insbesondere die intensive Diskussion zwischen etablierten und jungen Kolleginnen und Kollegen stellt aus unserer Sicht eine herausragende Leistung der Veranstaltung dar.

Dieses sehr international aufgestellte WE-Heraeus-Seminar wurde von Teilnehmern, Sprechern und Organisatoren einhellig als sehr gelungen eingeschätzt. Im Namen aller teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen danken wir der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung für die großzügige Förderung und die intensive organisatorische Unterstützung.

 

Prof. Dr. Christian Fischer, U Gießen
Prof. Joannis Papavassiliou, U Valencia/ESP
Prof. Dr. Jan Pawlowski, U Heidelberg