Seminarbericht

Die zeitliche Dynamik der magnetischen Ordnung in Festkörpern ermöglicht völlig neue Einblicke in die elementaren Wechselwirkungen von geordneten Elektronenspins mit ihrer Umgebung. Die Untersuchung der magnetischen Ordnung fern des Gleichgewicht ist sowohl für die Speicherung und Verarbeitung von Komponenten magnetisch codierter Information als auch für das grundlegendes Verständnis der korrelierten Spins in der Materie von größter Bedeutung. Die Zeitskalen, die für die Magnetisierungsdynamik relevant sind, reichen vom Nanosekundenbereich (z. B. Spinpräzession in externen Magnetfelder) bis zum Femtosekundenbereich (z. B. Spinpräzession im Austauschfeld von Antiferromagneten). Diese magnetischen Zeitskalen entsprechen Frequenzen von etwa 1 GHz bis 100 THz im elektromagnetischen Spektrum und umfassen somit den Bereich von Radiowellen zu Licht.

Diese international ausgerichtete Seminar, das vom 8. bis 10. Januar 2018 mit 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Bad Honnef stattfand, sollte ein Forum bieten, die neuesten Entwicklungen insbesondere aus den aktuellen Themen „Quantum Magnonics“, „Ultrafast Spintronics: from GHz to XUV, and from organics to metals“ und „Topological Spins and Emergent Materials“ zu diskutieren. Der Fokus lag dabei auf neuen Spinmaterialien, die sich für alle drei Bereiche eignen, neuen Forschungskonzepten in Bezug auf quantenaufgelöste Magnon-Polariton-Spektroskopie, neuen Technologien für Resonator-Quantenelektrodynamik und Mikrowellen-Quantenoptik und der ultraschnellen Manipulation von Spins.

Die hervorragenden Vorträge der 20 Sprecherinnen und Sprecher gaben den jüngeren Teilnehmern, die am Anfang ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen, einen breiten Überblick über das Forschungsfeld. Gleichzeitig erlaubten sie einzigartige Einblicke in aktuelle Experimente und theoretische Entwicklungen. Hervorzuheben ist auch die besondere Qualität der Posterbeiträge, deren „Shot-Gun“ Präsentationen und der Abendvortrag zu Quantencomputing (Frank Wilhelm), die zu angeregten Diskussionen und Gesprächen bis weit nach Ende des Tagungsprogramms führten.

Im Namen aller Teilnehmer möchten wir uns herzlich für die großzügige finanzielle und perfekte organisatorische Unterstützung durch die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung bedanken, die dieses Seminar möglich gemacht hat!

Prof. Dr. Yuriy Mokrousov, FZ Jülich
Prof. Dr. Dmitry Turchinovich, Universität Duisburg-Essen
Dr. Martin Weides, KIT Karlsruhe