Seminarbericht

Aerosolpartikel sind feste oder flüssige Schwebteilchen in der Luft, typischerweise mit Größen im µm- oder sub-µm-Bereich. Untersuchungen ihrer Auswirkungen auf Atmosphäre, Klima und menschliche Gesundheit gehören aktuell zu zentralen Forschungsthemen von großer gesellschaftlicher Relevanz. Aerosolpartikel streuen und absorbieren Sonnenlicht, sind bei der Bildung von Wolken und Niederschlag essentiell und beeinflussen chemische Prozesse in der Atmosphäre. Zudem zeigt eine Reihe von Untersuchungen, dass diese Partikel Schlaganfälle, Herzinfarkte, Lungenkrebs sowie weitere Atemwegs-, Infektions- und Allergieerkrankungen auslösen oder verstärken können.

Ziel dieses Seminars, das vom 27. bis 31. März in Bad Honnef stattfand, war es, die Interaktion zwischen der Forschung zu Aerosol-Klima-Wechselwirkungen und der Medizinischen Aerosolforschung zu vertiefen und gegebenenfalls einen Nukleus für neue Kooperationen und gemeinsame Studien zu schaffen.

Eine Podiumsdiskussion, 21 Vorträge und 34 Poster-Präsentationen führten zu regen Diskussionen und umfassendem Austausch zwischen den Teilnehmern der verschiedenen Disziplinen. So wurde berichtet, dass in China über 1,3 Million vorzeitige Todesfälle pro Jahr auf die Feinstaubbelastung zurückgehen – dort liegen die Feinstaubkonzentrationen in vielen Metropolregionen im langfristigen Mittel weit oberhalb von 100 µg/m3. Kohortenstudien zeigen aber auch, dass selbst bei Einhaltung des aktuellen europäischen Grenzwerts von 25 µg/m3 im Jahresmittel immer noch negative Gesundheitseffekte und eine Verkürzung der Lebenserwartung zu erwarten sind. Erst Werte deutlich unterhalb von 10 µg/m3 gelten als unbedenklich. Mehrere Vorträge zur Aerosolbildung in der Atmosphäre zeigten, wie wichtig diese Partikel für die Wolkeneigenschaften und eine Beurteilung der Klimaeffekte sind, und dass es notwendig ist, diese Bildungsprozesse besser zu verstehen, um Unterschiede in den Aerosolkonzentrationen zwischen vorindustrieller und heutiger Zeit bestimmen zu können. Hervorgehoben wurde auch, dass eine Reduktion von fossiler Verbrennung gleichzeitig die Treibhausgas- und die Rußemissionen verringert und somit sowohl Gesundheitsrisiken als auch negative Klimafolgen reduziert werden, hier also die Ziele des Klimaschutzes und der Gesundheitsvorsorge Hand in Hand gehen.

Die Rückmeldungen zum Seminar waren überwältigend positiv.

Prof. Dr. Joachim Curtius, U Frankfurt/M
Prof. Dr. Thomas Koop, U Bielefeld
Prof. Dr. Ulrich Pöschl, MPI für Chemie Mainz