Seminarbericht

Dieses Seminar, das vom 19. bis 23. März im Physikzentrum stattfand, brachte zwei junge Disziplinen zusammen: die Erforschung der Entstehung des Lebens auf der Erde mit der Astronomie der Moleküle und der Planetenentstehung. Inzwischen sind bereits etliche Verbindungen zwischen Astrochemie und der Planetenentstehung bekannt, und dieses Wissen ist besonders interessant, wenn es um deren Einfluss auf die Chemie und Physik der Lebensentstehung auf der frühen Erde geht. Woher zum Beispiel kommt das Phosphat, wie können in einer frühen Atmosphäre HCN oder Formamide entstehen, war die frühe Erde durch die dunkle, junge Sonne und mangelndes CO2 so kalt, dass die Erde von großen Temperaturgradienten zwischen vulkanischen und hydrothermalen Quellen und einer darüber liegenden Eisschicht geprägt war? Welche Atmosphärenchemie entsteht nach einem größeren Meteoriteneinschlag, und wie könnte man die darauf folgende Abkühlung und Atmosphärenchemie modellieren? Das Seminar folgte einem Zeitpfeil: von den ersten Molekülen im intergalaktischen Raum zu der Entstehung von Kometen, Meteoriten, Planeten bis hin zu möglichen Synthesewegen von RNA und Untersuchungen, wie man RNA legieren, replizieren und damit Evolution angehen kann - sei es in Eis oder in den mikrofluidischen Strukturen vulkanischem Gesteins.

Der Seminartitel implizierte eine sehr weite Bandbreite der Themen und damit die Zusammenarbeit von vielen Disziplinen. Dies führte zu sehr angeregten Diskussionen. Auch wurde hinterfragt, ob es überhaupt Sinn macht, von präbiotischen Molekülen im Weltall zu reden? Ist das nicht schon eine Behauptung, dass es Leben „da draußen“ gibt? So wurde auch der Begriff der Astrobiologie kritisch gesehen - die Biologie außerhalb der Erde ist ja noch nicht gefunden.

Das Seminar hat sich dadurch ausgezeichnet, dass von allen Disziplinen sehr kompetente und internationale Größen anwesend waren - und dass diese auch sehr aktiv an einem Austausch interessiert waren. So konnte sehr konzentriert diskutiert werden. Auffallend war ein hoher Frauenanteil auch bei den Sprechern. Vor allem haben sich alle Teilnehmer bemüht, ihre Forschung für die anderen Disziplinen verständlich zu machen. Hierzu waren insbesondere die moderierten, langen Diskussionsrunden sehr hilfreich.

Wir planen, eine Nachfolgetagung in drei Jahren zu organisieren, dann mit einem zweiwöchigen Format: In der ersten Woche sollen Studenten - aber auch anwesende PIs - in die Materie eingeführt werden. Wir freuen uns schon darauf und danken der WE-Heraeus-Stiftung für die großzügige Unterstützung dieses Seminars.

Prof. Paola Caselli, MPE München
Prof. D. Braun, LMU München
Prof. Cecilia Ceccarelli, U Grenoble/FRA
Prof. Pascale Ehrenfreund, U Washington/USA