Seminarbericht

Luftqualität und Klimawandel stellen große globale Herausforderungen für unsere heutige Gesellschaft dar. Aus Sicht der Grundlagenforschung gibt es hier die größten Wissenslücken bei einigen fundamentalen Prozessen in der Atmosphäre, an denen Aerosole beteiligt sind. Diese vermindern die Vorhersagekraft von Modellen für die zukünftige Entwicklung unserer Umwelt.

Das 677. WE-Heraeus-Seminar war daher auf das Thema atmosphärischer Aerosolpartikel fokussiert. Dies sind feste oder flüssige Schwebteilchen in der Luft, mit typischen Größen im Bereich von Nanometern bis wenigen Mikrometern. Solche Partikel weisen eine große Variabilität auf bezüglich ihrer Konzentration, Größe, chemischen Zusammensetzung und Eigenschaften.

Ziel des Seminars war es, als Katalysator zu fungieren für eine vertiefte Interaktion von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Physik, der Chemie und der Meteorologie, die eine theoretische Modellierung von fundamentalen Prozessen betreiben, mit denjenigen, die experimentelle Untersuchungen im Labor durchführen.

Insgesamt 23 exzellente Übersichtsvorträge, 11 spannende Kurzvorträge und 26 interessante Poster führten zu angeregten Diskussionen, und zwar nicht nur direkt nach den Vorträgen und während der Postersitzungen, sondern auch in den extra reservierten etwa 30- bis 40-minütigen Diskussionsphasen zu den sechs verschieden Themenbereichen des Seminars: Physikalische Aerosolchemie, Aerosolnukleation, Aerosolpartikel als Eiskeime, Aerosoloptik, Bildung von sekundären organischen Aerosolen, neue Techniken zur Bestimmung molekularer Eigenschaften. Insbesondere diese sehr offenen und kollegialen Diskussionen lobten die Teilnehmer besonders.

Und auch wissenschaftlich wurde Spannendes präsentiert, z.B. neue Mechanismen der Nukleation von biogenen sekundären organischen Aerosolen sowie auch bisher unbekannte chemische und optischen Eigenschaften verschiedenster organischer Aerosole; über fundamentale neue Erkenntnisse im Bereich der Nukleation von Eis an Aerosoloberflächen wurde berichtet, und von neuen experimentellen Techniken, die eine Analyse bisher unverstandener Aspekte von Aerosolpartikeln erlauben, etwa heterogene Oberflächenreaktionen auf der molekularen Skala zu verfolgen oder die Detektion von lyotropen Phasen in Einzeltropfen.

Die Rückmeldungen zum Seminar waren ausnahmslos sehr positiv. Die hervorragenden Rahmenbedingungen taten das Übrige, um vielfältige Diskussionen und Gespräche zwischen etablierten Wissenschaftlern und Nachwuchswissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen zu initiieren. Die Teilnehmern waren sich darin einig, einen ähnlichen Workshop nach gleichem Konzept in zwei Jahren in den USA zu wiederholen. Der WE-Heraeus-Stiftung sei gedankt für die großzügige Förderung des Seminars.

Prof. Dr. Thomas Koop, Universität Bielefeld
Prof. Dr. Thomas Leisner, KIT Karlsruhe