Seminarbericht
Die Untersuchung von Korrelationen und Dynamik in niedrigdimensionalen Quantensystemen war das zentrale Thema des ersten argentinisch-deutschen WE-Heraeus-Seminars, das vom 23. bis 29. März 2025 stattfand. Unweit von San Carlos de Bariloche, wo sich mit dem Balseiro-Institut eine der renommiertesten naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen der südlichen Hemisphäre befindet, kamen rund 75 Physikerinnen und Physiker beider Länder in einer atemberaubend schönen Umgebung zusammen.
Das Vortragsprogramm war bewusst breit gefächert und umfasste Themen wie die Optimierung und Manipulation von Quantenschaltkreisen, messprozessinduzierte Phasenübergänge, Floquet-Systeme in dynamischen äußeren Feldern sowie viele spannende Fragestellungen im Bereich der Quantenmaterialien, wie topologische Systeme oder neue Supraleiter. Die zahlreichen Fragen während und nach den Vorträgen sowie die intensiven Diskussionen im Laufe der Woche zeigten eindrucksvoll, dass breit angelegte Veranstaltungen auch in Zeiten zunehmender Spezialisierung nicht nur möglich, sondern essenziell sind.
Beispiele für bereits bestehende Kooperationen zwischen beiden Ländern, die wichtige offene Fragen adressieren, sind etwa die Messung und theoretische Beschreibung von Bogoliubov-Fermi-Flächen in supraleitenden Heterostrukturen (Bariloche–Regensburg), die Untersuchung von Phasenübergängen in Spin-Eis-Systemen (La Plata–Dresden) oder die Erforschung topologischer Oberflächenzustände in PtBi₂ (Bariloche–Dresden). Darüber hinaus wurden während des Seminars neue Projektideen intensiv diskutiert. Um den entstehenden Kooperationen eine solide Grundlage zu geben, erhielten alle Teilnehmenden umfassende Informationen über Fördermöglichkeiten durch den DAAD und die Humboldt-Stiftung sowie durch Programme der Helmholtz-Gemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft.
Die gegenwärtig angespannte weltpolitische Lage sowie die individuellen Herausforderungen in beiden Ländern spielten zweifellos auch eine Rolle in den Diskussionen. Einig waren sich die Teilnehmenden jedoch darin, dass ein binationales Seminar nicht nur wissenschaftliche Impulse setzt, sondern auch unterstreicht, dass unsere Forschung über Grenzen hinweg von essenzieller Bedeutung ist und bleibt. Wir danken der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung für die großzügige finanzielle und hervorragende organisatorische Unterstützung.
Prof. Dr. Liliana Arrachea, Prof. Dr. Carlos Balseiro, Centro Atómico Bariloche, Argentinien
Prof. Dr. Jörg Schmalian, KIT Karlsruhe
Prof. Dr. Matthias Vojta, TU Dresden