Seminarbericht

Vom 14. bis 17. September fand erstmals ein WE-Heraeus-Seminar mit dem zentralen Fokus auf Kryo-Elektronenmikroskopie statt. Rund 70 internationale Wissenschaftler:innen aus Physik und Biologie präsentierten im Physikzentrum die neuesten Entwicklungen dieser 2017 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Technologie, die mittlerweile die Strukturbestimmung von Proteinen dominiert.

Die Sitzungen befassten sich mit optimierten Elektronenmikroskopen, neuen Aufnahmetechniken, stark verbesserten und hoch innovativen Probenvorbereitungen sowie der Datenauswertung von isolierten Proteinproben oder Proteinen, die in der Zelle aufgenommen werden. Der großzügige Zeitrahmen erlaubte es den Sprechern, tief in die Materie einzusteigen und trotzdem die Grundlagen zu erläutern. Intensive Diskussionen und Fragerunden fanden nicht nur im Anschluss an die Vorträge, sondern bis tief in die Nacht im Lichtenbergkeller oder während der Postersitzung statt.

Werner Kühlbrandt (MPI für Biophysik) eröffnete das Seminar mit einer faszinierenden Reise von den Anfängen der elektronenmikroskopischen Strukturbestimmung vor fast 50 Jahren bis hin zu den heute erreichbaren höchstaufgelösten Daten. In den Fachvorträgen wurden zahlreiche unpublizierte Neuerungen vorgestellt, sowohl zur Kryo-Tomographie und der Möglichkeit, zelluläre Strukturen bis hin zu Proteinen hoch aufgelöst darzustellen, als auch zur Miniaturisierung der Probenvorbereitung, was nicht nur Arbeit, sondern auch Kosten spart. Henning Stahlberg und Carsten Sachse stellten neue Aufnahmetechniken vor, die zeigen, wie Strukturbiologie in der Zukunft funktionieren könnte.

Zu den meisten Kryo-EM-Meetings, die aufgrund der großen Popularität der Methode völlig überlaufen sind, bot das Seminar einen starken Kontrast. Hier gab es wirklich die Möglichkeit, mit allen Teilnehmenden zu interagieren, was natürlich auch aufgrund der herausragenden Präsentationen dazu beitrug, dass dieses Seminar für alle unvergesslich wurde.

Wir bedanken uns herzlich bei der WE-Heraeus-Stiftung sowie bei den Mitarbeitern, die dieses fantastische Seminar ermöglicht haben.

Prof. Dr. Arne Möller, Dr. Dovile Januliene, U Osnabrück