Seminarbericht
An diesem binationalen Seminar, das vom 29. Juni bis 4. Juli 2025 im Physikzentrum Bad Honnef stattfand, nahmen 56 Wissenschaftler aus primär Deutschland und dem Partnerland Spanien teil. Eine Woche lang diskutierten sie über jüngste Fortschritte und neue Fragen rund um die Sonne, die von der Teilchenphysik über Magnetohydrodynamik bis zu den Auswirkungen auf das Erdklima reichten.
Die spanisch-deutsche Community, welche die Sonnenteleskope auf den Kanarischen Inseln nutzt, berichtete über neue Beobachtungen und Modellierungen magnetischer Ausbrüche in der Corona, die sich nunmehr mit Auflösung im 100-km-Bereich untersuchen lassen und Aufschlüsse über das Weltraumwetter bieten. Obwohl das angestrebte European Solar Telescope noch nicht steht, helfen bereits jetzt neue instrumentelle und Analysearbeiten gerade aus deutschen Instituten, die Physik hinter der Sonnenaktivität zu verstehen. Einen starken aktuellen Bezug hatten Arbeiten, welche die totale Abstrahlung unserer Sonne an historischen Aufzeichnungen und Isotopendaten über Jahrtausende zurückverfolgten.
Die im Rahmen des „Solar Fusion III Reviews“ neu evaluierten Wirkungsquerschnitte der Kernreaktionen der pp-Ketten und des CNO-Zyklus wurden mit dem aktuellsten Sonnenmodell verglichen. Obwohl es im Moment keinen dedizierten Sonnenneutrino-Detektor gibt, besteht begründete Hoffnung, dass in den nächsten Jahren SNO+, JUNO und wohl auch die Flüssigxenondetektoren quasi als Nebenprodukt verbesserte Daten zu den Neutrinoflüssen der Sonne vorlegen. In den USA gibt es gleich an zwei Labors Anstrengungen, die Opazitäten für die Sonne relevanter Elemente neu zu vermessen.
Eine Erkenntnis dieses Seminars, die sowohl in der großzügig bemessenen Diskussionszeit als auch in den Kaffeepausen mehrmals zur Sprache kam: Der fachübergreifende Austausch war besonders fruchtbar, gerade weil hier zwei benachbarte, aber traditionell getrennte Communities zusammenkamen. Dies zeigt sich etwa bei den Elementhäufigkeiten, zu denen neue Auswertungen der Fraunhoferschen Absorptionslinien gezeigt wurden. Diese sind eng verknüpft mit der Modellierung des Materialtransports und dessen Entwicklung in der Sonne und über die Kernreaktionen auch mit Neutrinos aus dem Sonneninnern. Es bleibt zu hoffen, dass die vielen neuen Kontakte (keiner der Teilnehmenden kannte vor dem Seminar alle drei Organisatoren, die meisten nur einen) in den nächsten Jahren neue Forschungsrichtungen anstoßen werden.
Wir danken der WE-Heraeus-Stiftung für die großzügige finanzielle und hervorragende organisatorische Unterstützung.
Prof. Dr. Daniel Bemmerer, HZDR Dresden
Prof. Dr. Markus Roth, Thüringer Landessternwarte Tautenburg
Dr. Aldo Serenelli, Institute of Space Sciences (ICE, CSIC), Cerdanyola del Valles, Spanien
Fußnote: Alle Vorträge und Poster sind online unter https://events.hifis.net/e/intersun zugänglich