Seminarbericht

Der 3D-Druck von Mikro- und Nano-Optiken hat in den letzten Jahren ganz wesentlich an Bedeutung gewonnen. Das direkte Laserschreiben mithilfe von Femtosekundenlasern und die Polymerisation von Photolacken durch Zweiphotonenabsorption eröffneten völlig neue Möglichkeiten in der additiven Fertigung. Dazu zählen besonders die Fertigung von optischen Freiformflächen und ganz neuen, kompakten optischen Bauelementen, die sowohl refraktiv als auch diffraktiv arbeiten und auch die Polarisation beeinflussen. 72 Teilnehmer aus der ganzen Welt fanden sich zum dreitägigen Seminar zusammen, um die neuesten Entwicklungen vorzustellen und die Perspektiven in diesem sich rapide entwickelnden Gebiet auszuloten. Bemerkenswert war das große Interesse von Industrieteilnehmern und Startup-Unternehmen.

Die 20 eingeladenen Vorträge und 21 Posterbeiträge stellten so diverse Themen vor wie gedruckte Proteinassemblierung für intelligente Mikro- und Nanoroboter, den Einsatz von Mikrofluidik für aktive optische Bauelemente, die Kombination von Mikro- und Nanooptik für die kleinsten Mikroskopobjektive der Welt, Anwendungen in der Biophotonik sowie den Einsatz von 3D-gedruckten photonischen Bauelementen für die Optoelektronik. Die Technologie befindet sich in einer stürmischen Entwicklungsphase – daher waren z.B. eine höhere Auflösung beim Schreiben, die Entwicklung neuer organischer und inorganischer Materialien, das Schreiben von anderen Materialien als Polymeren (z.B. Beispiel Metalle oder Halbleiter) und die Oberflächenqualität nach dem Schreiben wichtige Themen.

Als besonders spannend wurde der Einsatz in der Endoskopie angesehen. Die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Endoskopie, z.B. direkt am Fötus oder bei Kindern, haben viele Teilnehmer davon überzeugt, wie wichtig das Thema für den High-Tech-Standort Deutschland ist. Zudem kommen die Schlüsselentwicklungen auf der Material-, der Geräte-, der Forschungs- und der Anwenderseite alle aus Deutschland. Auch für die Sensorik und in der Displaytechnologie beim Einsatz in augmentierter und virtueller Realität spielen miniaturisierte Mikro- und Nanooptiken eine entscheidende Rolle und versprechen einen Milliardenmarkt. Daher erstaunt es nicht, dass auch die Technologieführer im 3D-Druck, die selbst noch vor wenigen Jahren in der akademischen Forschung tätig waren, unter den Vortragenden waren.

Ganz besonders erfreulich war die Tatsache, dass sich bei der abschließenden Paneldiskussion gleich mehrere Studierende meldeten, die sich die Ausgründung eines Startups im Bereich 3D-gedruckter Mikro- und Nanooptik vorstellen könnten.

Prof. Dr. Harald Giessen und Prof. Dr. Alois Herkommer, 4. Physikalisches Institut und Institut für Technische Optik, Research Center SCoPE, Universität Stuttgart