Seminarbericht

Ziel dieses Seminars, das vom 8. bis 11. April 2018 im Physikzentrum Bad Honnef stattfand, war eine umfassende Darstellung thermoelektrischer Material- sowie Bauelementkonzepte bis hin zur Systemanbindung thermoelektrischer Module. Hinzu kamen das Verständnis des Einflusses von elektrischen und thermischen Kontaktwiderständen sowie der thermoelektrischen und in-situ-Charakterisierung. Die Teilnehmer dieser interdisziplinären Tagung aus Chemie, Physik, Materialwissenschaften, Elektrotechnik und Maschinenbau belebten die Diskussionen durch Beiträge aus den unterschiedlichen Disziplinen.

Zu den über zehn hochrangigen internationalen Rednern zählte David C. Johnson (University of Oregon, USA), der zeigte, wie es möglich ist, in Schichtsystemen atomar scharfe Grenzflächen zu erzeugen. Trotz kristallographischer Orientierungsbeziehung weisen diese keine langreichweitige Schicht-zu-Schicht-Ordnung auf, sondern sind turbostratisch fehlgeordnet. Dies führt in manchen Systemen zu Wärmeleitfähigkeiten weit unterhalb des amorphen Limits. Sanyia LeBlanc (The George Washington University, USA) schlug den Bogen von der Materialsynthese zur Systemanbindung thermoelektrischer Materialien mit einer ausführlichen Kosten-Leistungs-Analyse unterschiedlicher thermoelektrischer Materialien und Anwendungsszenarien. Zum wissenschaftlichen Austausch luden auch zwei Abendvorträge ein. So zeigte Bo Brummerstedt Iversen (Aarhus University, Dänemark) die Bedeutung struktureller Charakterisierung thermoelektrischer Materialien und präsentierte anspruchsvolle kristallographische Untersuchungen. Insbesondere stimulierte er eine intensive Diskussion über die Gründe der extrem niedrigen Wärmeleitfähigkeit in CsCl, indem er nachwies, dass die Ursache nicht – wie von den meisten vermutet – in anharmonischen Auslenkungen der Atome im Kristall liegt.

Während dieses Seminars wurden circa 20 Posterbeiträge mit hoher wissenschaftlicher Qualität gezeigt, wobei Nicolas Perez Rodriguez, Heiko Reith und Mohammad Yasseri Posterpreise erhielten. Wir danken der WE-Heraeus-Stiftung für die organisatorische und finanzielle Unterstützung.
 

Dr. Gabi Schierning, Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung, Dresden
Prof. Dr. Oliver Oeckler, U Leipzig
Prof. Dr. Peter Woias, U Freiburg