Seminarbericht

Die Strukturen, die extrem kompakten Objekten wie Schwarzen Löchern oder Neutronensternen in der Regel am nächsten kommen, sind Akkretionsprozesse, vor allem in der Form von Akkretionsscheiben. Sie reichen damit tief in den Bereich starker, nichtlinearer Gravitation hinein und können daher als ideales System betrachtet werden, um die Effekte starker Gravitation zu beobachten und zu verstehen. Zu diesem Thema kamen vom 4. bis 8.2.2019 internationale Expertinnen und Nachwuchswissenschaftler aus Theorie, Simulation, und Beobachtung im Physikzentrum zusammen. Der Schwerpunkt des Seminars lag dabei auf den theoretischen und numerischen Aspekten.

Gleich der Eröffnungsvortrag von Marek Abramowicz (Göteborg) über mögliche künstlich erzeugte Signale aus dem galaktischen Zentrum regte zu lebhaften Diskussionen im Plenum an und legte so eine hervorragende Grundlage für das Seminar. Die folgenden Vorträge umfassten ein breites Spektrum: zum Beispiel wurden die Grundlagen der allgemein relativistischen Hydrodynamik diskutiert sowie idealisierte Beschreibungen von Akkretion in der Allgemeinen Relativitätstheorie, wie durch die McVittie-Raumzeit. Ein weiteres breites Thema war die Simulation von Akkretion um exotische Objekte wie Bosonensterne oder in alternativen Gravitationstheorien, die z.B. skalarisierte schwarze Löcher erlauben. Neben den fundamental wichtigen Effekten der Magnetohydrodynamik wurden auch spezifischere Aspekte wie die Selbstgravitation behandelt. Vorträge zu Beobachtungen von Akkretion, z.B. über mm-VLBI Beobachtungen des supermassiven schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße, rundeten das Programm ab.

Die hochkarätige Liste von 20 geladenen Vortragenden wurde ergänzt durch 13 Kurzvorträge und 12 Posterbeiträge. Die Poster wurden zunächst im Plenum vorgestellt und anschließend angeregt diskutiert. Die besten beiden Poster, bei jeweils geteiltem Platz, wurden durch eine Auszeichnung gewürdigt. Zwischen den Vorträgen, in den dafür vorgesehenen Diskussionszeiten und bei informellen Zusammenkommen ergaben sich intensive Fachgespräche. Besonders der Nachwuchs profitierte von den lebhaften Diskussionen mit etablierten WissenschaftlerInnen. Wir danken der WE-Heraeus Stiftung für die finanzielle Unterstützung sowie die umfangreiche organisatorische Arbeit herzlich. Die einzigartige Atmosphäre des Physikzentrums hat sehr zum Gelingen des Seminars beigetragen.

Dr. Eva Hackmann, ZARM, Universität Bremen
Prof. Dr. Wolfgang Duschl, Universität Kiel