Seminarbericht

Es ist eine der überraschendsten Entdeckungen der modernen Astrophysik, dass viele der molekularen Bausteine des Lebens auch im Weltraum zu finden sind und dort den Bedingungen von extremen Temperaturen, Beschuss durch energiereiche Partikel und starker elektromagnetischer Strahlung standhalten. Ein großer Teil der bisher mehr als zweihundert interstellar entdeckten Moleküle basiert auf Kohlenstoffverbindungen, die in der Gasphase sowie auf Oberflächen von interstellaren Staubkörnern entstehen. In jüngster Zeit haben moderne Radio- und Infrarotteleskope unsere Erkenntnisse über die molekulare Zusammensetzung des Universums erheblich bereichert. Eine der großen Herausforderungen der modernen Astrophysik besteht darin, die grundlegenden physikalischen und chemischen Bedingungen und Prozesse aufzuzeigen, die zur chemischen Evolution der Materie im Weltraum führen – d.h. im Einzelnen die von Sternen ausgehende Chemie sowie die des interstellaren Raumes zu verstehen. Diese Aufgabe erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Laborastrophysikern, astronomischen Beobachtern, Quantenchemikern und Modellierern.

Bei diesem Seminar, das vom 23. bis 25. Oktober 2019 im Physikzentrum Bad Honnef stattfand, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, den USA und Asien drei Tage lang über aktuelle Themen zur Untersuchung und Charakterisierung der interstellaren Materie diskutiert. In zwanzig Vorträgen und vierzig Posterbeiträgen wurde der aktuelle Stand der Forschung präsentiert und diskutiert. Da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Seminare gemeinsam die Mahlzeiten einnehmen und die Abende zusammen verbringen, konnten die Gespräche und Diskussionen in geselliger Runde fortgeführt, bestehende Kooperationen zwischen den bereits aktiven Arbeitsgruppen intensiviert und neue Gruppen in das Netzwerk integriert werden. Besonders erfreulich war zu sehen, dass neben einer Vielzahl exzellenter internationaler Rednerinnen und Redner viele jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler das Seminar besuchten und sich mit ihren Beiträgen und Arbeiten in das sehr interdisziplinär ausgerichtete Gebiet der chemischen Evolution eingebracht haben.

Viel Lob und Zuspruch seitens der Teilnehmerinnen und Teilnehmern gab es für die perfekte Organisation und die sehr angenehme und freundliche Atmosphäre, mit der die Gäste aufgenommen wurden. Diesem Lob an das Stiftungsteam möchten wir uns als wissenschaftliche Organisatoren anschließen und bedanken uns an dieser Stelle bei der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung für die großzügige finanzielle Unterstützung des Seminars.

Prof. Dr. Thomas Giesen, Dr. Guido Fuchs, Dipl.-Phys. Doris Herberth, Universität Kassel