Seminarbericht

Zeitaufgelöste Spektroskopie ist eine mächtige Methode, um dynamische Prozesse auf­zuklären, welchen in den Material- und Lebenswissenschaften eine herausragende Bedeutung zukommt. Dies umfasst beispielsweise die Dynamik ultraschneller Relaxationsprozesse in optischen und elektronischen Funktionsmaterialien, in katalytischen Systemen bis hin zu vergleichsweise langsamen Korrosionsprozessen. Die Gesamtheit der verfügbaren Methoden deckt einen großen Spektralbereich und viele Zeitskalen ab, jedoch können einzelne Methoden jeweils nur bestimmte charakteristische Ausschnitte abbilden. Für ein vollständiges Bild ist es nötig, unterschiedliche, unabhängige Mess- und Analysemethoden einzusetzen.

Zur Auflösung dieses vollständigen Bildes trafen sich daher vom 16. bis 19. Februar 2020 im Physikzentrum Bad Honnef Physiker und (Physiko-)Chemiker, die einen ganz unter­schiedlichen Hintergrund, aber ein gemeinsames Interesse an zeitaufgelöster Spektroskopie haben. Methodenentwickler waren ebenso zugegen wie Methodenanwender, was vielfältiges Netzwerken ermöglichte und zu angeregten Diskussionen führte.

Die durchgehend exzellenten Plenarvorträge der Experten garantierten ein hohes wissenschaftliche Niveau des Seminars – Ursula Keller z.B. erklärte sehr anschaulich die „Attoclock“ und wie sich die Attosekundenspektroskopie grundlegend zur Analytikmethode mausert. Durch ihre Fragen hielten die Teilnehmenden dieses Niveau und ergänzten es durch Beiträge, welche z.B. von der Strukturaufklärung am freien Elektronenlaser (XFEL) und zeitaufgelöster Röntgenabsorptionsspektroskopie bis hin zu theoretischen Methoden zur Vorhersage von Dynamiken unterschiedlichste Forschungsgebiete abdeckten. Während des Seminars hatten die 56 Teilnehmenden weiterhin die Möglichkeit, ihre Arbeit in Vorträgen und zwei Postersitzungen vorzustellen und ausgiebig zu diskutieren.

Die sehr angenehme und kollegiale Atmosphäre und die große Gastfreundschaft der WE-Heraeus-Stiftung und des Physikzentrums Bad Honnef unterstützten das Knüpfen neuer Kontakte sehr. Ein Highlight war neben den fachlichen Vorträgen die Diskussionsrunde am Heraeus-Abend, zu der nicht-wissenschaftliche, aber deswegen nicht minder wichtige Themen wie die „richtige“ work-life-balance oder the way to the top und weitere Fragen der Teilnehmenden mit den Experten und untereinander ausgiebig diskutiert wurden.

Wir danken der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung ganz herzlich für die ausgezeichnete Organisation und großzügige finanzielle Unterstützung.

Dr. Klaus Boldt, U Konstanz
Dr. Jannika Lauth, U Hannover
Dr. Stefanie Tschierlei, U Ulm
Dr. Maria Wächtler, Leibniz-Institut für Photonische Technologien, Jena