Seminarbericht

Die Großgeräte der Physik und Astronomie erzeugen eine schnell wachsende Menge von Daten, die bald die Skala von Exabytes durchbrechen wird. Ihre Speicherung und Verarbeitung erfordert neue Lösungsansätze vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen. Die Datenzentren und wissenschaftlichen Nutzer sollen zukünftig in eine European Open Science Cloud (EOSC) eingebettet werden, die einen barrierefreien Zugriff auf die Daten ermöglicht und die Handhabung komplexer Datenstrukturen vereinfacht. Dabei sollen die FAIR Prinzipien eingehalten werden, Daten sollen findable, accessible, interoperable und reusable sein. Ein gutes Beispiel dafür, was ein vereinfachter Zugriff auf digitale Forschungsdaten ermöglicht, liefert der Sloan Digital Sky Survey, der zu einer Explosion der wissenschaftlichen Produktivität führte und die Durchführung von Citizen Science ermöglichte. Ausgehend von den enormen Herausforderungen der nächsten Generation großer Experimente wie dem High Luminosity-LHC oder XFEL und Observatorien wie CTA, LSST oder SKA diskutierten die Teilnehmer dieses Seminars, das vom 12. bis 15. Januar im Physikzentrum stattfand, aus den Perspektiven der wissenschaftlichen Communities und der Rechenzentrumsbetreiber, wie man den wachsenden Anforderungen gerecht werden kann. Zu diesen gehört auch die Anforderung, große Datenvolumina direkt mit hochaufgelösten Computersimulationen vergleichen zu können, um Theorien zu testen. Besonderes Interesse gilt dabei Methoden des Maschinellen Lernens jenseits der heute schon üblichen Tensorflow-Anwendungen. Stromsparende Komponenten wie FPGAs, Photonik oder memristive und neuromorphe Schaltkreise könnten dazu beitragen, leistungsfähigere und nachhaltigere Green-IT Architekturen aufzubauen.

Eine Schlüsselrolle für die Science Cloud spielt der wissenschaftliche Nachwuchs, der die Datenanalysesoftware, Dienste und Plattformen an der Schnittstelle zwischen Experiment und Nutzergemeinschaft entwickelt. Neben einer Verbesserung der Sichtbarkeit und Stellensituation für die Nachwuchsforscher müssen dringend auch ihre experimentübergreifende Organisation und Kommunikation verbessert werden, um gemeinsame Ansätze verfolgen zu können. Dies soll unter anderem mit der geplanten Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) erreicht werden. Das Seminar wurde als sehr gelungener Auftakt angesehen, die verschiedenen Akteure zusammenzubringen, Lösungsansätze aufzuzeigen und um Synergien zwischen den Disziplinen zu generieren. Wir danken der WE-Heraeus-Stiftung für die großzügige Förderung des Seminars sowie für die exzellente Organisation und dem hervorragenden Team des Physikzentrums als Gastgeber.

Dr. Andreas Haungs, KIT Karlsruhe
Prof. Dr. Karl Mannheim, Universität Würzburg
Prof. Dr. Matthias Steinmetz, Leibniz-Institut für Astrophysik, Potsdam