Seminarbericht

Es gibt seltene Wörter, die als „autologisch“ bezeichnet werden. Dies sind Wörter, die sich selbst beschreiben. Zum Beispiel ist „kurz“ kurz, und „Substantiv“ ist ein Substantiv. Dieses WE-Heraeus-Seminar war eine seltene autologische Veranstaltung, denn passend zum Titel verbreitete es selbst Ideen und Wissen.

Das Seminar, das vom 13. – 17. Januar im Physikzentrum Bad Honnef stattfand, brachte Theoretiker und Experimentalphysiker, Biologen und Mathematiker zusammen und förderte den interdisziplinären Dialog über Ausbreitungsphänomene auf allen Skalen. Die Themen reichten von der Ausbreitung von Bakterien, Viren und Infektionen bis hin zur Verbreitung von Gerüchten, technologischen Innovationen und der Diffusion von Informationen. Obwohl es intuitiv erscheinen mag, dass sich Gerüchte und Innovationen wie Infektionen ausbreiten, war es faszinierend, diese Prozesse beschrieben und quantifiziert zu sehen. Natasa Conrad (Zuse-Institut, Berlin) hielt einen überzeugenden Vortrag über die quantitativen Aspekte dieser Prozesse, der sich hervorragend mit dem akribisch strukturierten Kolloquium von Olivier Bénichou (Sorbonne Université, CNRS, LPTMC, Paris) ergänzte, der die mathematischen Grundlagen verschiedener diffusionsähnlicher Ausbreitungsprozesse darlege.

Das Programm enthielt anregende Vorträge von renommierten Rednern aus unterschiedlichen Fachgebieten. Diese Vielfalt führte zu bereichernden Diskussionen, die oft scheinbar nicht verwandte Perspektiven verbanden. Ein besonders denkwürdiger Moment war, als eine eingeladene Rednerin zunächst die Relevanz des Seminars für ihr Fachgebiet in Frage stellte – angesichts der breiten Themenvielfalt und der vielen unbekannten Gesichter. Doch am Ende äußerte sie aufrichtigen Dank für die Gelegenheit, beizutragen und gelernt zu haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Seminar nicht nur verschiedene Fachgebiete miteinander verbunden und unser Verständnis von Ausbreitungsprozessen vertieft hat, sondern auch perfekt veranschaulichte, wie Wissen sich von selbst verbreiten kann.

Das Seminar wurde großzügig von der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung sowohl finanziell als auch organisatorisch unterstützt. Das Physikzentrum Bad Honnef bot eine komfortable, diskussionsfreundliche Umgebung, und das Personal gewährte die hilfsbereite und herzliche Unterstützung, die inzwischen zur Tradition geworden ist.

Prof. Dr. Raffaella Burioni, Università di Parma, Italien

Prof. Dr. Vasily Zaburdaev, Universität Erlangen-Nürnberg

Prof. Sergiy Denysov, Oslo Metropolitan University, Norwegen