Seminarbericht
Weiche Materie umfasst vielfältige Materialien, die auch Bausteine des Lebens sind, wie Polymere, Kolloide und komplexe Flüssigkeiten wie Pasten, Schäume oder körnige Materialien. Die physikalische Beschreibung solch weicher Materie lieferte einst grundlegende Prinzipien und Methoden für die Biologische Physik. Aber die Biologische Physik entfernte sich über die Jahre von der Physik der weichen Materie aufgrund der Besonderheit, dass biologische Materialien durchgehend aktiv getrieben sind. Die ständige Zufuhr von biochemischem Treibstoff treibt sie fortwährend aus dem Gleichgewicht. Obwohl die Bausteine des Lebens also weiterhin weiche Materie bleiben, kommen Nachwuchswissenschaftler der Biologischen Physik oft nicht mehr mit der klassischen weichen Materie und ihren leistungsstarken Methoden in Berührung, ebenso sind Forschende im Bereich der weichen Materie nicht immer mit biologischen Problemen und deren Besonderheiten vertraut.
Mit dem Ziel, die Physik der weichen Materie und die Biologische Physik wieder zu verzahnen, trafen sich vom 16. bis 21. Februar 2025 führende Forschende vor allem aus Deutschland und Frankreich an der École de Physique in Les Houches, um ihre neuesten Fortschritte, Methoden und Ideen zu diskutieren und so den Grundstein für zukünftige Zusammenarbeit zu legen. Das französisch-deutsche Seminar beleuchtete dazu aktuelle Themen wie aktive Materie und biologische Materie, biologisches Lernen und physikalisches Lernen sowie biologische Funktion und funktionale weiche Materialien. Die Diskussion der weichen Materie und ihres biologischen Pendants an hochaktuellen Themen führte zu einem außergewöhnlich regen Austausch, der durch die hochkarätigen Vorträge angeregt wurde, sich durch die Postersitzung mit Blick auf das Mont-Blanc-Massiv zog und über die ganze Woche hindurch intensiver und selbst nach dem Abendessen mit Computern an der Bar fortgeführt wurde.
Dank der großzügigen finanziellen und organisatorischen Unterstützung durch die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung konnten sich die Physik der weichen Materie und die Biologische Physik wieder einmal gegenseitig befruchten, indem Ansätze und Methoden verglichen wurden und so neue Synergien entstanden sind. So wird die eindrucksvolle Woche in Les Houches noch lange nachhallen und zu neuen Kollaborationen führen.
Prof. Dr. Karen Alim, Technische Universität München
Prof. Dr. Karin Jacobs, Universität des Saarlandes
Dr. Martin Lenz, CNRS, Université Paris-Saclay, Frankreich
Dr. Hervé Turlier, CNRS, Collège de France, Frankreich