Seminarbericht

Die Suche nach Leben außerhalb unseres Sonnensystems ist eine der wichtigsten Motivationen für die Entdeckung extrasolarer Planeten in anderen Sternensystemen. Mit neuen Missionen wie dem James Webb Space Telescope (JWST) und bevorstehenden Missionen wie der PLAnetary Transits and Oscillations of stars (PLATO) mission oder dem Atmospheric Remote-sensing Infrared Exoplanet Large-survey (ARIEL) stehen wir nun erstmals kurz vor der Detektion erdähnlicher exoplanetarer Atmosphären und damit vor einem möglichen ersten Einblick in Biosignaturen wie Ozon und Methan, die einen direkten Hinweis auf das Vorhandensein von Leben auf einem Planeten jenseits unserer Erde geben könnten. Es ist jedoch möglich, dass stellares Weltraumwetter in Form stellarer Flares, stellarer koronaler Massenauswürfe und stellarer Teilchen einen starken Einfluss auf die Chemie exoplanetarer Atmosphären und damit auf Biosignaturen haben könnte. Um die Frage nach Leben außerhalb unseres Sonnensystems zu klären, ist die Verknüpfung unterschiedlichster Forschungsdisziplinen wie Astro-, Teilchen-, Solarer/Stellarer-, Planeten- und Atmosphärenphysik also unumgänglich.

Dieses Seminar, das vom 16. bis 20. Januar 2023 im Physikzentrum stattfand, hat erstmals einen interdisziplinären Raum geschaffen, in dem international renommierte Wissenschaftler:innen ihr Fachwissen aus den oben genannten Bereichen vorstellen und themenübergreifend diskutieren konnten. Das Seminar umfasste 33 eingeladene Beiträge, 8 Kurzbeiträge und eine Postersitzung, welche von intensiven Gesprächen des Nachts im Lichtenbergkeller, bei Spaziergängen und der Exkursion zum Drachenfels umrandet waren. Der themenübergreifende Austausch wurde dabei nicht nur von den Expert:innen, sondern auch den anwesenden Postdocs, Doktorand:innen und Student:innen als äußerst gewinnbringend empfunden. Die im Seminar entstandenen Kooperationsideen nehmen bereits erste Formen an und werden das bis dato in den Kinderschuhen steckende interdisziplinäre Forschungsgebiet in naher Zukunft weit voranbringen. Ein weiteres Seminar ist – nicht zuletzt aufgrund des ausdrücklichen Wunsches der Teilnehmer:innen – bereits in Planung.

Wir danken der WE-Heraeus-Stiftung für die organisatorische und finanzielle Unterstützung, dem Team des Physikzentrums für die herzliche Betreuung und den Teilnehmer:innen des Seminars für die Freude daran, über den eigenen Tellerrand zu schauen und unsere Vision für die Zukunft des Forschungsgebietes zu unterstützen.

 

Priv.-Doz. Dr. Konstantin Herbst, U Kiel

Dr. Frederic Effenberger, Dr. Klaus Scherer, U Bochum