Seminarbericht

Im Bereich der molekularen Astrophysik stehen spannende Zeiten bevor. Moderne Instrumente wie das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) und das seit kurzem aktive James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) eröffnen völlig neue Möglichkeiten, die molekulare Zusammensetzung des Universums zu erforschen. Die Zahl der identifizierten Molekülverbindungen im Weltraum liegt mittlerweile bei über 300 und umfasst seit kurzem auch größere Spezies wie chirale Moleküle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Die zunehmende Komplexität der Chemie im Weltraum steht im Zusammenhang mit Fragen nach dem Beginn des Lebens auf der Erde und dem Ursprung des Wassers in unseren Ozeanen.

Neben dem Fortschritt in der beobachtenden Astronomie ist das Zusammenspiel mit der Astrophysik im Labor für das theoretische Verständnis interstellarer Umgebungen von größter Bedeutung. Die aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Laborastrophysik waren das Thema dieses Seminars, das vom 18. – 21. September 2023 am Max-Planck-Institut für Kernphysik (MPIK) in Heidelberg stattfand. 70 Teilnehmende aus Deutschland und Europa, unter ihnen viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, kamen im Otto-Hahn-Hörsaal des MPIK zusammen, um ein breites Spektrum an Entwicklungen und Anforderungen für zukünftige Studien zu diskutieren. Neben der Laborspektroskopie von chemischen Radikalen und molekularen Ionen, welche der Identifikation interstellarer Moleküle dienen, wurden auch Experimente zu den Eigenschaften von interstellaren Staubpartikeln präsentiert. Weiterhin thematisierten mehrere Vorträge und Poster-Präsentationen modernste Techniken zur Messung von Reaktionsraten unter Weltraumbedingungen und deren theoretische Beschreibung. Eine Laborführung am MPIK, mit Besichtigung des kryogenen Speicherrings (Cryogenic Storage Ring, CSR), rundete das Programm des Seminars ab.

Im Namen aller Teilnehmenden und der wissenschaftlichen und lokalen Organisationskomitees möchten wir uns für die großartige finanzielle und administrative Unterstützung durch die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung bedanken. Weiterhin sei die Gastfreundschaft und tatkräftige Unterstützung der Mitarbeitenden des Max-Planck-Instituts für Kernphysik erwähnt, welche maßgeblich zu einem äußerst lebhaften Seminar beitrug.

Prof. Dr. Paola Caselli, MPI für Extraterrestrische Physik, Garching
Priv.-Doz. Dr. Holger Kreckel, MPI für Kernphysik, Heidelberg
Prof. Dr. Melanie Schnell, U Kiel