Seminarbericht

Dieses Seminar, das vom 9. – 13.12.2019 im Physikzentrum Bad Honnef stattfand, diente als Diskussionsplattform für Oberflächenwissenschaftler, die sich in Theorie und Experiment mit dynamischen Grenzflächenphänomenen an fest/flüssig-Phasengrenzen beschäftigen. Ziel war es, eine Verbindung zwischen den klassischerweise getrennten Betrachtungsweisen von Oberflächenphysikern und Elektrochemikern zu schaffen und einen interdisziplinären Wissens- und Ideenaustausch zu ermöglichen. Das Seminar umfasste vier große Themen, die von fundamentalen, konzeptuellen Ansätzen der Forschung an Einkristallen über komplexere anwendungsbezogene Probleme im Bereich der Katalyse und der Energieumwandlung und -speicherung bis hin zu Studien an Grenzflächen mit bio- und geophysikalischer Relevanz reichten.

Die vornehmlich abwechselnd von internationalen, renommierten Oberflächenphysikern und Elektrochemikern gehaltenen Vorträge machten die unterschiedlichen, sich ergänzenden Betrachtungsweisen der Disziplinen deutlich. Wiederkehrende Themen waren einerseits die Komplexität von Oberflächen-Simulationen, bei denen sich das Elektrodenpotential gezielt steuern lässt und die eine korrekte Beschreibung von Lösungsmittelmolekülen an der Grenzfläche beinhalten, andererseits die vielfältigen Ansätze, um elektrochemische Prozesse auf molekularer Ebene zu verstehen. Die Sprecher veranschaulichten ihre jeweiligen Schwerpunkte und Herausforderungen äußerst eingängig auch für die Nicht-Experten, was immer in sehr rege und tiefgreifende Diskussionen mündete. Die Postersitzungen wurden zusätzlich rege genutzt, um vertiefende Gespräche bis spät in die Nacht zu führen. Zudem diente ein „Runder Tisch“ dazu, mögliche zukünftige Entwicklungen und Initiativen zu diskutieren. Dazu zählen z.B. die Ausbildung von Doktoranden, welche die Herausforderungen von Grenzflächenforschung in operando sowohl von der oberflächenwissenschaftlichen als auch von der elektrochemischen Seite betrachten und verstehen können sollen, die Organisation einer Sommerschule zur Vertiefung des Themas oder die Gründung eines Forschungsnetzwerkes auf EU-Ebene.

Sowohl die jüngeren als auch die erfahrenen Teilnehmer beurteilten die Qualität der Vorträge und Diskussionen als herausragend und empfanden das Seminar als äußerst bereichernd und lehrreich, so dass es sicher einen sehr wichtigen weiteren Grundstein für die Zusammenarbeit und Verständigung zwischen Oberflächenphysikern und Elektrochemikern gelegt hat.
Wir danken der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung und dem Team im Physikzentrum für die herausragende Unterstützung!

Dr. Katrin F. Domke, MPI für Polymerforschung Mainz

Prof. Dr. Julia Kunze-Liebhäuser, U Innsbruck

Prof. Dr. Marialore Sulpizi, U Mainz