Seminarbericht

Der Fokus dieses Seminars, das vom 27. bis 30. Januar 2019 im Physikzentrum Bad Honnef stattfand, lag auf der Biophysik motiler Zilien, oft auch Geißeln genannt. Diese dünnen Zellfortsätze üben eine Vielzahl wichtiger biologischer Funktionen aus. Zilien dienen beispielsweise Zellen zur Fortbewegung, transportieren Flüssigkeiten und nehmen als zelluläre Antennen Umweltreize wahr. Das Studium dieser ubiquitären Zellorganellen stellt ein interdisziplinäres Unterfangen an der Schnittstelle von Physik, Biologie und Medizin dar und verlangt ein enges Zusammenspiel von experimentellen und theoretischen Untersuchungen. Das Ziel der Organisatoren war, die unterschiedlichen naturwissenschaftlichen Disziplinen zusammenzubringen, die die verschiedenen Aspekte der Zilienforschung bearbeiten. Rund 70 Teilnehmer aus aller Welt diskutierten dementsprechend aktuelle interdisziplinäre Forschungsfragen im Kontext der molekularen Ultrastruktur von Zilien, der selbst-organisierten Generierung und Modulation des Zilienschlags, der kollektiven Dynamik von Zilienrasen auf der Ebene von Zellen und Geweben sowie von medizinischen Aspekte gestörter Zilienmotilität, sogenannte Ziliopathien.

Ein Highlight der Veranstaltung waren die beiden Keynote Lectures, die einen Überblick über die medizinischen (Heymut Omran, Münster) und biophysikalischen Aspekte (Raymond Goldstein, Cambridge, UK) der Zilienforschung lieferten. Bemerkenswert war ebenfalls, dass sich alle Vortragenden bemüht haben, komplexe theoretische Konzepte klar und verständlich aufzubereiten, um den so wichtigen Austausch zwischen Theorie und Experiment zu fördern. Das Ambiente des Physikzentrums und die gemeinsamen Mahlzeiten erlaubten zudem intensive Diskussionen, oft bis spät in die Nacht. Besonders wertvoll war der rege Austausch zwischen Experimentatoren und Theoretikern. Das Programm bot auch jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit, sich und ihre Arbeiten im Rahmen von Posterpräsentationen und ausgewählten Kurzvorträge vorzustellen. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Teilnehmern, von denen wir durchweg positives Feedback bezüglich der Zusammenstellung, Originalität und Qualität des wissenschaftlichen Programms erhalten haben. Wir bedanken uns auch herzlichst bei der WE-Heraeus-Stiftung und den Mitarbeitern des Physikzentrums für die äußerst generöse, engagierte und professionelle Organisation und Unterstützung des Seminars.

PD Dr. Benjamin Friedrich, TU Dresden
Dr. Veikko Geyer, TU Dresden
Prof. Dr. Timo Strünker, UKM Münster