Seminarbericht

Spintransportprozesse sind ein integraler Baustein moderner Informationstechnologien, insbesondere für die lang- und kurzfristige Datenspeicherung. Dadurch liefert Forschung in diesem Bereich einen wichtigen Betrag für die globale Transformation in eine Wissensgesellschaft und ist relevant für aktuelle Megatrends wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Um diese Erfolgsgeschichte auch in Zukunft weiterzuschreiben, sind neue Materialien, neue Methoden und neue Konzepte von großer Bedeutung.

Auf dem 710. WE-Heraeus-Seminar diskutierten vom 8. bis 10. Januar 2020 in Bad Honnef 71 Teilnehmer aktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse mit Bezug zu Spintransportphysik. Dabei gab es Beiträge über neue Materialien, neue Abbildungsverfahren sowie experimentelle und theoretische Forschung über Spintransport in (Nicht-)Gleichgewichtsszenarien.

Während vor einigen Jahren zunächst vor allem kollineare magnetische Ordnung im Fokus stand, entwickelt sich heute ein zunehmendes Interesse für nicht-kollinear geordnete Systeme. Mehrere Beiträge über Spindynamik in Antiferromagnetika und über Skyrmionen reflektierten diesen Trend. Untersuchungen spin-bezogener Transportphänomene benötigen neben mobilen Spin- bzw. Bahnmomenten vor allem einen messtechnischen Zugriff auf durch diesen Transport modifizierte Materialeigenschaften. Neben neuartigen statischen 3d-Abbildungsverfahren wurden auch aktuelle methodische Entwicklungen zum Zugriff auf dynamische Prozesse über gepulste Lichtquellen diskutiert. Ein Abendvortrag über industrienahe Forschung mit dem Ziel der Massenproduktion sogenannter SOT-MRAM-Speicherelemente lieferte einen sehr konkreten Einblick in die notwendigen Entwicklungen für die in naher Zukunft angestrebte Kommerzialisierung dieser Technologie. Während des Workshops gab es zwei Postersitzungen, bei denen die Teilnehmer die Gelegenheit nutzten, ihre Forschung zu präsentieren und intensiv mit Kollegen zu diskutieren.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern für ihre interessanten Beiträge und die lebhaften Diskussionen, die bis tief in die Nacht hineinreichten. Ein weiterer großer Dank geht an die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung für die finanzielle und organisatorische Unterstützung.

Dr. Matthias Althammer, Walther-Meißner-Institut, Bayerische Akademie der Wissenschaften

Dr. Henning Ulrichs, Georg-August-Universität Göttingen