Seminarbericht

Große Fortschritte in der Technik auf der Mikro- und Nanoskala haben es in den letzten Jahren ermöglicht, Oberflächen zu schaffen, die spezifische physikalisch-chemische Eigenschaften der natürlichen zellulären Mikroumgebung simulieren, die aber auch die Manipulation der zellulären Organisation und der Signalprozesse mit einer noch nie dagewesenen Präzision ermöglichen. Das betrifft vor allem die lithografische Strukturierung und die Verarbeitung von Dünnschichtmaterialien, die Polymerselbstorganisation und die DNA-Origami-Nanotechnologie zusammen mit neuen Mikroskopietechniken. Solche Grenzflächen herzustellen und anzuwenden erfordert eine interdisziplinäre und enge Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Ingenieuren aus Physik/Elektrotechnik, Materialwissenschaften/Chemieingenieurwesen und Biochemie/Biotechnologie/Zellbiologie. Die Arbeit über traditionelle disziplinäre Grenzen hinweg setzt auch die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und komplementärer Perspektiven voraus.

Aufgrund der Corona-Pandemie fand das Seminar online mit der Plattform MeetAnyway an den Nachmittagen/Abenden des 17. und 18.3.2021 statt. Dieses Format erwies sich als sehr geeignet und erlaubte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Interaktionsmöglichkeiten, die in Präsenz-Veranstaltungen so nicht üblich sind: so konnten die Vortragenden Fragen aus dem Publikum im Nachhinein schriftlich beantworten, und sie standen an „Speaker Tables“ für jeden zu sehr intensiven Diskussionen bereit. Durch die zeitliche Straffung gab es zeitweise parallele Vorträge, wobei ein störungsfreier Wechsel zwischen den zwei virtuellen Seminarräumen sehr einfach war. Sehr wertvoll war auch, dass die zahlreichen Poster für die Dauer des gesamten Seminars verfügbar waren, und auch hier war der fachliche Austausch sehr effizient.

Besonders prominent unter den präsentierten wissenschaftlichen Ergebnissen waren die starke Ausweitung der Verwendung von Nukleinsäuren (als DNA-Origami, aber auch als Sensoren und Strukturelemente), die Fortschritte in der Mikro- und Nanostrukturierung von Oberflächen und neue Resultate zur Zelladhäsion sowie der Aktivierung von T-Zellen.

Das Programm umfasste neun lange und neun kurze eingeladene Vorträge, drei Kurzvorträge, die aus den Posterabstracts ausgewählt wurden, sowie eine Postersitzung mit 37 Beiträgen. Zu den 100 regulären Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 16 Ländern nahmen weitere 121 junge Wissenschaftler die Möglichkeit wahr, sich –nur auf Einladung hin – direkt in MeetAnyway zu registrieren. Insgesamt waren die Rückmeldungen sehr positiv, sowohl über die Inhalte als auch über die Plattform; solche internet-basierten Konferenzen könnten auch in Zukunft zusätzlich zu den Präsenz-Veranstaltungen dazu beitragen, die Schwelle für wissenschaftliche Zusammenkünfte zu senken, da keine Reisen erforderlich sind.

Wir danken sehr herzlich der WE-Heraeus-Stiftung für die großzügige Unterstützung dieses außerordentlich gelungenen und inspirierenden Seminars und für die sehr gute Zusammenarbeit.

Prof. Dr. Eva Sevcsik, TU Wien
Prof. Dr. Sebastian Springer, Jacobs University Bremen