Seminarbericht

Dieses Seminar, das vom 22. bis 24. März online stattfand, befasste sich mit den Möglichkeiten der Energiespeicherung und deren Bewertung. Aufgrund der großen Herausforderungen der Energiewende und des Klimawandels, aber auch der unterschiedlichen Sichtweisen der Disziplinen, waren Wissenschaftler aus Ingenieur-, Natur- und Wirtschaftswissenschaften sowie der Industrie zum Austausch eingeladen. Einig waren sich die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer darin, dass es einen zunehmenden Bedarf an Energiespeichermöglichkeiten geben wird, dieser jedoch ausreichend Energie aus CO2-armen Energiequellen voraussetzt, was bisher nicht absehbar ist. Besonders vorteilhaft wäre der Ersatz aktuell genutzter CO2-intensiver Prozesse. Neben der Elektrolyse von Wasserstoff, der sich zu verschiedenen weiteren Energieträgern hoher Energiedichte wie etwa Kohlenwasserstoffen oder Ammoniak umwandeln lässt, standen alternative Möglichkeiten im Zentrum des Interesses. Als Beispiel sei die Nutzung von Eisen-Eisenoxid-Zyklen erwähnt; hierbei könnte bestehende Infrastruktur (z.B. Kohlekraftwerke) weiter genutzt und eine verhältnismäßig hohe Effizienz erzielt werden, bei vergleichsweise geringen Risiken. Zusätzlich zu den Möglichkeiten der Energiespeicherung in Ammoniak und dessen Rekonversion in Verbrennungssystemen gibt es auch interessante Überlegungen und detaillierte Untersuchungen zur Nutzung von Schwefeloxiden oder Calciumhydroxid als Energieträger, deren hohe Energiedichte ebenfalls den Transport aus anderen Weltregionen erleichtern würde.

Methoden der Entscheidungsanalyse, wie sie beispielsweise für das Land Niedersachsen angewandt wurden, in den Natur- und Technikwissenschaften aber kaum verbreitet sind, stellen umfassende Kataloge von Bewertungsparametern bereit, die über rein energetische Kennzahlen hinausgehen und in der Lebenszyklusanalyse auch weitere ökologische Parameter heranziehen. Diese können Entscheidungsträgern für eine fundierte Wahl bestimmter Energiespeichersysteme dienen. Wie die Energiesystemanalyse aufzeigte, gibt es aktuell eine Diskrepanz zwischen dem gesellschaftlichen Energiespeicherbedarf und der Möglichkeit, hiermit Erträge zu erzielen. Im Hinblick auf die CO2-Neutralität sollten zur Bewertung alle Optionen betrachtet werden, inklusive der CO2 Abscheidung, Nutzung oder Speicherung. Ob solche – häufig günstigen – Optionen realisiert werden, muss jedoch im gesellschaftlichen Konsens entschieden werden.

Wir danken der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung für die organisatorische Unterstützung, insbesondere auch bei der Bereitstellung der online-Plattform MeetAnyway.

Prof. Dr. Burak Atakan, Universität Duisburg-Essen

Prof. Dr. Johannes Janicka, Technische Universität Darmstadt