Seminarbericht

Der Schwerpunkt dieses Seminars, das vom 18. bis 22. Juni im Physikzentrum Bad Honnef stattfand, lag auf dem Gebiet der Energiespeicherung. Daher behandelten die meisten der 30 kompetenten Experten in ihren Vorträgen technologische Aspekte der Speicherung von regenerativ erzeugter elektrischer Energie sowohl aus physikalischer, chemischer und industrieller Forschung als auch aus der Praxis. Nach einführenden Vorträgen zur Klimaforschung und der Erzeugung von regenerativer Energie durch Photovoltaik und Windkraftsysteme folgten ausführliche Berichte zur gegenwärtigen Forschung zu und industriellen Fertigung von chemischen Speichern (z.B. Li-Ionenbatterie). Daran schlossen sich Vorträge über die Technologien zur Erzeugung von „Grünem Wasserstoff“ (GRÜWA) durch verschiedene Elektrolyseverfahren an. Diese Vorträge machten deutlich, welche Bedeutung dabei seltene Metalle haben und wie wichtig neuartige Katalyseverfahren für eine dauerhafte ausreichende Erzeugung von GRÜWA sind. Industrieforscher stellten dazu interessante Entwicklungen vor. Ein dritter Vortragsblock war Pumpspeicherkraftwerken (PSKW) gewidmet. Die Technologie, seit über 100 Jahren entwickelt, könnte in großem Umfang sofort eingesetzt werden. Traditionelle PSKW benötigen zwei sehr große Wasserbecken in unterschiedlicher Höhe. Die topographischen Voraussetzungen für neue sehr große Anlagen sind in Mitteleuropa aber kaum vorhanden. Als Alternative zu diesen „Zweibecken-Anlagen“ diskutierten mehrere Vortragende neuartige PSKW, die sich auf dem Meeresboden oder auf der Sohle von bestehenden oder zukünftig angelegten tiefen Seen errichten lassen und den hohen Wasserdruck in der Tiefe des Sees oder Meeres nutzen. Das zweite Wasserbecken ist somit im existierenden ersten Becken integriert und unsichtbar. Für diese Art von „Integriertem PSKW“ gibt es weltweit und auch in Deutschland in den zu flutenden Braunkohleabbaustätten (z.B. Hambach, Garzweiler oder Lausitz etc.) fast unbegrenzt Möglichkeiten. Vorträge über die Vernetzung europäischer Energiesysteme mit Integration des Mittelmeerraumes (vgl. Desertec) rundeten das Programm ab. Dabei wurde klar, dass eine Energiestrategie für Gesamteuropa für alle Verbraucher von großem Nutzen ist.

Neben viel Detailwissen haben die Vortragenden eine klare Botschaft vermittelt: Die Energiewende ist absolut notwendig und sie wird gelingen – aber nur auf der Basis von wohldurchdachten Technologiekonzepten. Die notwendigen technologischen Bausteine sind zum großen Teil schon vorhanden oder in der Forschung auf einem vielversprechenden Weg. Daran ist die Industrie an führender Stelle beteiligt. Dies betrifft vor allem chemische Batterien und die Elektrolyse. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn alle Speicherarten – chemische Batterien, GRÜWA, PSKW und auch Biomasse etc. – am jeweils richtigen Ort eingesetzt werden. Um die Mobilität auf regenerative Energiequellen umzustellen oder das eigene Haus mit eigenem Solarstrom zu versorgen, wird es ohne chemische Batterien nicht gehen; die Chemie- und die Stahlindustrie werden ohne preiswerten GRÜWA nicht konkurrenzfähig sein; nur sehr große Kurzzeitspeicher (wie PSKW) werden Stromsicherheit zu günstigen Kosten gewährleisten können.

Energie ist neben sauberer Luft und Trinkwasser die wichtigste Grundlage des menschlichen Lebens. Daher gilt: Absolute Energiesicherheit in der Stromversorgung muss zu jeder Sekunde gewährleistet sein, und Strom muss sowohl für die Industrie als auch den einfachen Verbraucher bezahlbar sein. Die Teilnehmer aus Hochschule und Industrie zeigten sich überzeugt davon, dass die dazu notwendige Technologie bereitgestellt werden kann. Wir danken der WE-Heraeus-Stiftung für die sehr großzügige Förderung dieses Seminars.

 

Prof. Dr. Horst Schmidt‐Böcking, U Frankfurt /M
Dr.‐Ing. Dipl. Phys. Karl‐Friedrich Ziegahn, KIT Karlsruhe und Vorsitzender des AKE
Prof. Dr. Kurt Wagemann, DECHEMA e.V., Frankfurt /M

 

Die Vorträge des Seminars sind auf der WEB-Seite des AKE-Archivs zu finden, http://www.fze.uni-saarland.de/AKE_Archiv/AKE2023_Heraeus.Sp/Links_AKE2023-HeraeusSp.htm