Seminarbericht

Mit dem Ziel, die Kontakte zwischen den Communities in den beiden Ländern zu intensivieren, fand in Krakau vom 7. – 11. November 2022 das zweite polnisch-deutsche WE-Heraeus-Seminar statt. Das breit gefasste Thema betraf ein hochaktuelles Gebiet der modernen Astrophysik: die Untersuchung transienter Phänomene im Universum über elektromagnetische Strahlung, kosmische Neutrinos, Gravitationswellen und kosmische Strahlung. Transiente Prozesse – wie kosmische Explosionen – geben durch die zeitvariable Emission wichtige Informationen über die inhärenten Zeitskalen und den Teilchen- und Strahlungstransport. Elektromagnetische Strahlung und neuerdings Gravitationswellen erlauben es, den Ausgangszustand und den Übergang zu charakterisieren; mithilfe elektromagnetischer Strahlung thermischen und nichtthermischen Ursprungs sowie Neutrinostrahlung ist es möglich, den Endzustand zu untersuchen und insbesondere die nichtthermischen Teilchenbeschleunigungsprozesse, welche typischerweise Prozesse in der Umgebung schwarzer Löcher, bei kosmischen Explosionen und in relativistischen Materieflüssen begleiten.

Die Vorträge deckten unter anderem Präzisionsmessungen zur Gravitation mit dem schwarzen Loch im Zentrum unserer Galaxie und mit Pulsaren ab, die Suche nach schwarzen Löchern durch Mikrolensing und umgekehrt die Nutzung von Gravitationslinsen als kosmische Telekope; die Fortschritte in der Modellierung von Pulsaren und der Modellierung der Teilchenbeschleunigungsprozesse, die Untersuchung von Transienten von verschiedenen Bereichen des Spektrums; die Astronomie mit Gravitationswellen, mit Neutrinos und mit ultrahochenergetischen Photonen und die Nutzung höchstenergetischer kosmischer Teilchen, um Verletzungen der Lorentz-Invarianz bei Skalen im Bereich der Planck-Masse einzugrenzen. Ein breites Spektrum kürzerer Vorträge und eine Postersitzung ergänzten die eingeladenen Übersichtsvorträge, deren Qualität durchweg hoch war.

Pausen und gemeinsame Mahlzeiten boten viel Gelegenheit zu Diskussion und Austausch. Beim Abschluss waren sich alle Teilnehmenden darin einig, dass das Seminar mehr Gelegenheit geboten hat, über den Tellerrand der eigenen Forschung zu schauen als übliche fachspezifische Konferenzen, und dass es nicht nur neue Verbindungen zwischen den Communities der beiden Länder aufgezeigt und geschaffen hat, sondern auch innerhalb der jeweiligen Länder. Wir danken der WE-Heraeus-Stiftung für die Initiative zu diesem Seminar und die finanzielle und organisatorische Unterstützung.

Prof. Dr. Werner Hofmann, MPI für Kernphysik, Heidelberg
Prof. Dr. Stefan Wagner, Zentrum für Astronomie, Landessternwarte, Heidelberg
Prof. Dr. Michal Ostrowski, Prof. Dr. Lukasz Stawarz, U Krakau, Polen
Prof. Dr. Tomasz Bulik, U Warschau, Polen