Seminarbericht
Extremereignisse in Natur, Technik und Gesellschaft haben in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend an Interesse gewonnen. Trotz ihrer Bedeutung gibt es für sie noch immer keine allgemeine Definition. In der Regel werden sie als selten und folgenschwer betrachtet. In der Statistik werden Ereignisse als extrem klassifiziert, wenn sie einen bestimmten Schwellenwert in ihrer statistischen Verteilung überschreiten. Um das Verständnis von Extremereignissen zu verbessern, hat dieses Seminar vom 22. bis 26. April 2024 im Physikzentrum Bad Honnef 64 Wissenschaftler aus Disziplinen wie Mathematik, Physik, Klima- und Geowissenschaften, Meteorologie und Neurodynamik zusammengebracht. Die Teilnehmenden diskutierten verschiedene Mechanismen der Entstehung von Extremereignissen, verbesserte Methoden, um sie vorherzusagen und statistisch zu beschreiben, sowie neue Erkenntnisse aus verschiedenen Anwendungsfeldern.
Da sich Extremereignisse bestimmter Größe nur selten beobachten lassen, ist ihre Vorhersage sehr unsicher. Freddy Bouchet (CNRS, Frankreich) stellte ein numerisch effizientes Verfahren vor, das auf der Theorie großer Abweichungen basiert und es erlaubt, die Wahrscheinlichkeit sehr seltener Ereignisse zuverlässig zu schätzen. Thordis Thorarinsdottir (U Oslo, Norwegen) präsentierte einen probabilistischen Ansatz, um die Qualität von Vorhersagen für Extremereignisse zu bewerten und die damit verbundenen Risiken einzuschätzen. Davide Faranda (LSCE, Frankreich) präsentierte eine Analyse, zu welchen Teilen Extremereignisse dem Klimawandel oder natürlichen Klimaschwankungen zugeschrieben werden können (www.climameter.org). Cristina Masoller (U Politècnica de Catalunya, Spanien) stellte neue Ansätze vor, die eine bessere Identifizierung der Vorläufer von Extremereignissen aus Zeitreihen versprechen. Diese und viele andere Themen wurden von den Teilnehmern lebhaft und durchaus kontrovers diskutiert, was sich auch in zwei sehr intensiven Postersitzungen widerspiegelte.
Insgesamt waren die Teilnehmenden von dem Seminar begeistert, und viele zukünftige Kooperationen wurden vereinbart. Im Namen aller Sprecher und Teilnehmer sowie persönlich möchten wir uns bei der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung für die großzügige finanzielle Unterstützung und die professionelle Organisation bedanken, die dieses erfolgreiche und äußerst spannende Seminar ermöglicht hat.
Prof. Dr. Ulrike Feudel, Universität Oldenburg
Prof. Dr. Syamal Dana, Jadavpur University, Kolkata, Indien
Prof. Dr. Klaus Lehnertz, Universität Bonn