Seminarbericht

Triboelektrizität ist das Phänomen der Ladungstrennung während des Kontakts von Festkörpern. In diesem Seminar wurde Triboelektrizität in Kontexten betrachtet, die von der Oberflächenphysik und der Mechanochemie bis hin zur Atmosphärenphysik und der Astrophysik reichten. Das Bindeglied war dabei die Physik der granularen Partikel. Trockene Granulate und Pulver sind sehr anfällig für triboelektrische Aufladung. Daher eignen sich solche makroskopischen Partikel einerseits gut für fundamentale Studien zur Triboelektrizität. Andererseits ist es von großem Interesse zu untersuchen, wie sich die Kontaktelektrizität beispielsweise auf staubige Planetenoberflächen oder interplanetare Staubwolken auswirkt.

Das große Interesse an dem Ansatz des Seminars, den wissenschaftlichen Austausch zwischen den verschiedenen Disziplinen zu stimulieren, lässt sich an verschiedenen Aspekten verdeutlichen. So konnten anerkannte Expertinnen und Experten aus den verschiedenen Fachrichtungen als Sprecher für das Seminar gewonnen werden, die weitestgehend noch nie auf einem WE-Heraeus-Seminar vorgetragen haben. Mit über 70 Teilnehmenden stieß das Seminar auf eine große Resonanz. Zudem fand das Seminar als reine online-Veranstaltung statt, und obwohl dies zu Vortragszeiten früh am Morgen in Amerika und spät am Abend in Asien führte, waren immer mindestens zwei Drittel der registrierten Teilnehmer online und nahmen aktiv teil. Am beeindruckendsten war aber, dass Wissenschaftler, die zum Teil schon lange auf diesem Gebiet forschen, mit diesem Seminar erstmals ein Forum zum persönlichen Kontakt und zur fachlichen Diskussion vorfanden.

Ein spannender Aspekt des Seminars war auch, dass sich kein Fachgebiet als abgeschlossen präsentierte. So wurden immer wieder ähnliche fundamentale Fragen thematisiert und diskutiert: Welche Ladungsträger werden übertragen? Woher kommt die Energie dafür? Welche Rolle spielt die Relaxation der Ladung? Wie lassen sich die Prozesse statistisch erfassen? Welche Rolle spielen die umgebende Gasatmosphäre, adsorbierte Flüssigkeiten und externe Felder? Triboelektrizität wird wohl noch einige Zeit Gegenstand aktiver Forschung bleiben.

Positiv ist die online-Plattform MeetAnyway zu erwähnen, welche die WE-Heraeus-Stiftung zur Verfügung stellte. Sie konnte einige der Nachteile eines online-Meetings gegenüber einer Präsenzveranstaltung ausgleichen. Konzepte wie die „Speaker Tables“ oder das „Mingling“ (ein wissenschaftliches „Speed Dating“) erleichterten das Kennenlernen und die Diskussion mit den Vortragenden. Insgesamt war die Unterstützung durch die WE-Heraeus-Stiftung und ihre Mitarbeiter hervorragend. Herzlichen Dank dafür!

Dr. Philip Born, DLR Köln
Dr. Jonathan Kollmer, Dr. Jens Teiser, U Duisburg-Essen