Seminarbericht

In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Fähigkeit, Quantenzustände auf individueller Ebene herzustellen und zu manipulieren, zu einer Vielzahl von wissenschaftlichen Aktivitäten geführt. Der Bereich der Quantensensorik gilt dabei vielen als derjenige, der zuerst reale Anwendungen und Produkte hervorbringen wird. Die Sensorik mit Licht in Form von Bildgebung, Mikroskopie, Spektroskopie oder interferometrischen Messmethoden hat schon immer eine große Rolle gespielt. Hier zielt z.B. Quantenbildgebung darauf ab, mit Hilfe von optischen Quantenzuständen die Grenzen der klassischen Bildgebung zu überwinden.

Dieses Seminar hatte sich zum Ziel gesetzt, der Community der Forschenden auf dem Gebiet der Messtechnik mit photonischen Quantenzuständen (Sensing with Quantum Light, SQL) ein dediziertes Forum zu geben. Als erstes SQL-Treffen nach der Pandemie fand es wieder als reine Präsenz-Veranstaltung statt. Vom 5. bis 7. Juni trafen sich 80 Teilnehmende aus 20 Ländern, eine sehr erfreuliche Steigerung gegenüber dem Seminar 2021, der nur die Übernachtungskapazitäten des Physikzentrums eine Grenze setzten. Das Programm aus 22 eingeladenen Vorträgen und 55 Postern (in zwei Nachmittagssitzungen) bildete die Grundlage für den intensiven Austausch zwischen etablierten und Nachwuchswissenschaftlern. Die Postersitzungen (bei strahlendem Sonnschein im Hof des Physikzentrums) und der Posterpreis-Wettbewerb dokumentierten den fachlichen Anspruch und das persönliche Engagement insbesondere der Studierenden und des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Aus thematischer Sicht bemerkenswert war die zunehmende Zahl an Beiträgen zu Grundlagen und Anwendungen der Sensorik mit undetektierten Photonen mit nichtlinearen Interferometern, insbesondere für die Sensorik im mittleren Infrarot. Einen wichtigen Platz nahmen auch theoretische und experimentelle Arbeiten zur Sensorik mit gequetschtem Licht sowie zur Zwei-Photonen-Absorption mit Quantenlicht ein – letzteres ein kontrovers diskutiertes und wissenschaftlich äußerst interessantes Thema. Weitere Themen waren die Erzeugung von hochgradig nicht-entarteten Photonenpaaren oder hochdimensional verschränktem Licht und deren Anwendungsmöglichkeiten für Sensorikaufgaben. Auch die Rolle von Quantenlicht in der interferometrischen Astronomie wurden vorgestellt. Die Liste der Teilnehmenden bildete dabei einen mehr als repräsentativen Querschnitt der weltweiten Forschungs-Community in den betreffenden Themengebieten.

Nicht zuletzt dank der finanziellen und organisatorischen Unterstützung durch die WE-Heraeus-Stiftung ist es so gelungen, das Seminar zu dem Forum für die Community im Feld zu machen, so auch das einhellige Feedback der Teilnehmenden. Die exzellenten Rahmenbedingungen und das Engagement der Mitarbeitenden des Physikzentrums leisteten wieder einmal ihren Beitrag zu Attraktivität des Treffens, wofür wir herzlich danken.

PD Dr. Frank Kühnemann, Fraunhofer IPM, Freiburg
Dr. Sven Ramelow, Institut für Physik, Humboldt-Universität Berlin